Der etwas andere Zucker: Trehalose

Stellen Sie sich vor, dass Sie der Inhaber einer kleinen Fabrik sind, die Fenster austauscht. Normalerweise macht ihre Bestell-Abteilung einen ziemlich guten Job und die Lieferung der notwendigen Bestandteile für ein anständiges Ersatz-Fenster (setzen wir voraus, Sie brauchen Dinge wie Glas, Lack, Aluminium, Dichtungen, etc.) werden pünktlich und in ausreichender Menge geliefert, damit Sie die maximale Anzahl von Fenstern mit einem Mindestmaß an Verschwendung herstellen können.

Doch im Laufe der Zeit gibt es personelle Veränderungen, die zu Problemen von Angebot und Nachfrage führen. Müde, erschöpfte Menschen in der Bestell-Abteilung vergessen eine Kommastelle, und Sie stehen da mit einem Überschuss von Fenstersicherungen; schlecht ausgebildete Arbeiter am Fließband machen eine Vielzahl von typischen „Anfänger-Fehlern“, was dazu führt, dass die Fenster unverkäuflich sind. Im Laufe der Zeit häufen sich diese unverkäuflichen Fenster an, bis sie schließlich die Gänge verstopfen und ein unangenehmes Arbeitsumfeld schaffen. Bald wird Ihr Firmenkonto aufgrund der Fehleinkäufe und mangelndem Absatz kein Guthaben mehr aufweisen und der Lagerraum erstickt unter unbrauchbaren, unverkäuflichen Fenstern. Die Arbeiter beginnen, über die unsicheren Arbeitsbedingungen zu klagen und ein paar drohen mit Streiks, wenn sich die Bedingungen nicht verbessern. Eine Untersuchung deutet darauf hin, dass Ihr Werksleiter, Herr Mtor, einen Groll gegen Sie hegt, weil er bei der letzten Gehaltserhöhung übergangen wurde und nun rundherum Sabotage betreibt indem er den Arbeitern erzählt, sie brauchen sich weder um Qualitätskontrolle noch um Aufräumarbeiten zu kümmern.

Besorgt um die Zukunft des Familienunternehmens, entlassen Sie Herrn Mtor und stellen einen scharfsinnigen Absolventen der Wharton School of Business ein und bald darauf beginnen die Dinge wieder richtig zu laufen. Eine spezielle Arbeitsgruppe wird zusammengestellt, um durch die Berge von unverkäuflichen Fenster zu gehen und Teile auszuschlachten, die wieder für richtig konstruierte, verkaufsfähige Fenster verwendet werden können. Alle neuen Bestellungen werden nun überprüft, um sicherzustellen, dass keine Doppelarbeiten oder Überbestände auftreten, die kostbares Kapital und Stauraum verbrauchen. Bald beginnen die Bedingungen sich zu verbessern, Ihre Mitarbeiter scheinen sehr viel glücklicher, und die Produktivität und Rentabilität explodieren.

Willkommen in der wunderbaren Welt der Autophagie.

Autophagie (“die Zelle isst sich selbst”) ist ein kataboler (= Abbau) Prozess innerhalb von Zellen mit dem Zweck alte, unbrauchbare oder geschädigte (z.B. elektromagnetische Felder, UV-Strahlung) Zellbestandteile abzubauen, um diese durch neue Komponenten zu ersetzen. Wie bei unserem Fenster-Unternehmen sind Zellen, kleine Werkstätten, und als solche funktionieren viele von ihnen mit denselben dynamischen Überlegungen: Dinge aufnehmen und speichern; Stoffwechselprodukte werden erzeugt, die weitergeleitet oder entsorgt werden müssen, etc.

In Zellen sind diese unbrauchbaren Zellbestandteile meist Proteine, die in irgendeiner Weise fehlgebildet und somit für die Zelle nicht nutzbar sind. Dieses Phänomen ist nicht allzu ungewöhnlich und viele der häufigen chronischen Krankheiten sind durch die Produktion und Akkumulation von fehlgebildeten Proteinen charakterisiert. Wie ein Stein in Ihrem Schuh, verursachen fehlgebildete Proteine im Endoplasmatischen Retikulum (ER) eine Stressreaktion, um eine Korrektur der Proteine einzuleiten oder die weitere Produktion zu stoppen. Das Endoplasmatischen Retikulum ist die Zellorganelle, in dem Proteine aus Aminosäuren und Peptiden gebildet und danach nach Außen ins Zellplasma abgegeben werden von wo aus sie ihrem Funktionsplatz zugeführt werden.